Berührend, bedrückend, beklemmend, erschreckend, Augen öffnend... Das sind einige Worte, die uns in den Sinn kamen, nachdem wir die Ausstellung verlassen hatten und in unserem Raum in der Neustadt noch gemeinsam beisammen saßen und uns über das Gesehene austauschten. Die Ausstellung, welche im April 2021 sehr erfolgreich in Kiel stattgefunden hat und seit dem als Wanderausstellung in weiteren Städten zu sehen ist, zeigt Kleidung, die die Opfer sexualisierte Gewalt zum Zeitpunkt des Übergriffs getragen haben. Dies führt schmerzhaft vor Augen, dass es eben nicht der kurze Rock ist, sondern Jeans und T-Shirt, Jogginghose und Hoodie, Sommerkleid oder Schlafanzug. Überhaupt wird nochmal sehr deutlich, dass die Opfer keinerlei Mitschuld an einer solchen Tat tragen und das muss klar benannt werden. Im zweiten Teil der Ausstellung geht es um die Aussagen, die Täter:innen, Vertrauenspersonen oder auch Unbeteiligte in Bezug auf den Übergriff getätigt haben oder tätigen könnten. Es werden sowohl positive als auch negative Aussagen gezeigt,- oft sind die getätigten Aussagen aber doch eher z.B. die Frage "Was hattest du an?" und die stellen eine Täter-Opfer-Umkehr dar.
Nach der Ausstellung haben wir uns noch viel Zeit genommen, um unsere EIndrücke zu verarbeiten, haben darüber gesprochen, welche oft harmlos wirkenden Gesten, Aussagen oder Situationen bereits übergriffig sind und was wir stattdessen tun können. Wie wäre es denn eine witzig gemeinte Aussage vor dem Aussprechen kurz zu überprüfen und sich zu fragen, ob diese beim Gegenüber wohl auch witzig ankommt? Wie wäre es als Mann* einfach die Straßenseite zu wechseln oder kurz stehehn zu bleiben und eine Textnachricht zu schreiben, wenn man spät Abends nachhause geht und dabei einer Frau folgt, die durch die eigene Anwesenheit verunsichert wirkt?
